Neapel und Bari - Südtalien
05.10.23 - 12.10.23
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Zusammenfassung einiger Highlights
1. Tag : Anreise und Sighseeingtour durch Neapel
Wieder einmal machten wir uns mit einem befreundeten Paar auf den Weg, um dem Alltag für ein paar Tage ein charmantes „Arrivederci“ zuzurufen. Der Lufthansa-Flieger hob um 6:40 Uhr in München ab – zu einer Uhrzeit, bei der selbst die Kaffeemaschine noch gähnt – und landete pünktlich um 8:30 Uhr in Neapel. Dank Handgepäck waren wir schneller aus dem Flughafen als ein Espresso durch die Siebträgermaschine und saßen kurz darauf im ALI-Bus Richtung Hauptbahnhof.
Unser Hotel „Ideal City Walk“ an der Piazza Garibaldi lag so nah, dass man es fast mit einem gut gezielten Pizzawurf hätte erreichen können. Gepäck verstaut, Rucksack geschultert – und los ging’s in die pulsierende Altstadt.
Die Via dei Tribunali führte uns schnurstracks zum Duomo di San Gennaro, einem gotischen Prachtbau, der nicht nur mit seiner Architektur beeindruckt, sondern auch die Reliquien des Stadtpatrons beherbergt – ein Ort zwischen Andacht und staunendem Touristenblick. Ein schneller „Caffè solo“ später standen wir vor dem Monumento a San Gaetano, dessen barocke Heiligkeit sich tapfer gegen das Chaos der Altstadt behauptet.
Die Unterwelt Neapels – sprich die Höhlenführungen – ließen wir links liegen. Bei Sonnenschein und 20 Grad zieht es einen eben eher zum Licht als zur Lava.
Weiter ging’s zur Chiesa della Croce di Lucca, einer kleinen Kirche mit großer Geschichte, und vorbei an den berühmten Totenköpfen, die – wie es sich gehört – respektvoll gestreichelt wurden. Ob’s Glück bringt? Man weiß es nicht, aber geschadet hat’s jedenfalls nicht.
An der Piazza Dante angekommen, grüßte uns der Dichterfürst in Bronze. Die Statue von Dante Alighieri thront dort, als wolle sie die vorbeiziehenden Vespas mit einem „Inferno“ belegen. Gleich daneben das ehrwürdige Convitto Nazionale Vittorio Emanuele II – ein Bildungsinstitut mit mehr Geschichte als so mancher Reiseführer.
Die Via Toledo führte uns weiter durch das neapolitanische Leben, vorbei an der Galleria Umberto I, einem architektonischen Zuckerstück aus Glas und Eisen, das selbst bei Regen gute Laune macht. Der Palazzo Zapata grüßte diskret, bevor wir in den Giardini del Molosiglio einen Blick auf den Vesuv warfen – majestätisch und gleichzeitig latent bedrohlich, wie ein schlafender Drache mit Hang zur Pyrotechnik.
Ein Schlenker nach rechts brachte uns in den Stadtteil Santa Lucia – gepflegt, maritim und mit einem Hauch von Canzone im Ohr. Das Castel dell’Ovo, älteste Festung der Stadt, lag wie ein steinernes Märchen am Wasser. Dort gönnten wir uns einen Snack mit Hafenblick – und ja, das Leben schmeckte nach Meer und Mozzarella.
Zurück ging’s über den Park zum Hafen, den Vesuv stets im Blick, als würde er sagen: „Ich bin noch da, aber heute bleibe ich ruhig.“
In der Altstadt angekommen, bogen wir in die Via San Biagio dei Librai ein, wo die berühmte Krippenstraße Via San Gregorio Armeno abzweigt. Erwartet hatten wir handgeschnitzte Kunstwerke, gefunden haben wir: viel Plastik, wenig Poesie. Zwischen China-Krippen und blinkenden Mini-Jesuskindern war der Charme eher auf Urlaub. Ein Bier und ein Snack halfen, die Enttäuschung zu verdauen – und schon war die Welt wieder in Ordnung.
Zurück im Hotel, kurz die Füße hochgelegt, und dann zum krönenden Abschluss: eine echte neapolitanische Pizza. Dünn, heiß, himmlisch. So endet ein Tag, wie er sein soll – mit Geschmack und Geschichten.


2. Tag - Vesuv und Pompeji
Wir starteten im Morgengrauen, zwei 16‑Sitzer-Busse, ein schweigsamer Guide‑Fahrer und große Erwartungen. Der Vesuv versteckte sich erst in Wolken, dann öffnete er kurz das Fenster zur Welt — genau so wie dein Foto‑Feed später heimlich hoffen würde. Amalfi‑Zitronen, echte neapolitanische Pizza und ein Gelato zum Schluss sorgten dafür, dass archäologische Überwältigung gut verdaulich blieb.
Frühmorgens raus aus Neapel, durch Vororte und Serpentinen — der Bus schnaufte wie wir, der Guide schwieg wie ein gut gehütetes Geheimnis. Als der Vulkan sich in Nebel hüllte, schien unser Glück mit dem Ausblick verloren, aber die Landschaft zwischen den Kurven entschädigte mit dramatischen Blicken, die nur ab und zu durch die Wolken lugten. Dein Eindruck: leicht frustriert, aber noch voller Vorfreude.
Der ca. 1 km lange Steig hinauf wirkte länger als geplant — jede Stufe eine kleine Investition in zukünftige Selfies. Oben: Nebelschwaden, Fumarolen, ein Krater, der eher wie ein ruhendes Theater wirkte als harmloser Hügel. Du hast die unheimliche Kraft gespürt; der Vesuv war nicht nur Kulisse, sondern ein fast fühlbarer Charakter in der Szenerie. Dann, wie aus dem Nichts, riss die Sonne die Wolkendecke auf und bot dir den klassischen Postkartenblick auf Neapel — Gänsehaut plus Kameraalarm.
Der Vesuv ist kein freundlicher Hügel, sondern ein aktiver Schichtvulkan, der über Jahrtausende Episoden von Zerstörung und Erneuerung hingelegt hat und bis heute als „schlafender“ Riese über Neapel wacht. Sein berühmtester Auftritt war 79 n. Chr., als er Pompeji und andere Orte unter Asche begrub — das Ereignis, das Archäologen später einen unfreiwillig perfekten Einblick in den Alltag der Antike schenkte.
Fast unten ein kleiner Laden mit Amalfi‑Zitronen. Der Besitzer ließ fast alles kosten; die Früchte waren so groß und so intensiv, dass man fast das Wort „Zitrus‑Bekenntnis“ erfinden wollte.
Ankunft, großes Restaurant, inklusive Mittagessen: echte neapolitanische Pizza, die so gut war, dass alle archäologischen Fragen kurz pausierten. Dann Eintrittskarten und Audioguide in die Hand — jetzt wurde das Schlendern zur kulturhistorischen Navigation.
Pompeji ist weniger ein Freilichtmuseum als ein gigantisches, sehr staubiges Drama‑Set mit originaler Ausstattung. Beim Schlendern durch Forum, Theater und Thermen stolpert man von Wohnstil zu Wohnstil und fragt sich irgendwann, ob man ein geordnetes Sightseeing oder eine archäologische Schnitzeljagd macht
Was sahen wir da nicht alles:
Theater und Amphitheater: Hier spürtest du noch den Druck der Ränge und dachtest an die Stimmen, die hier einst hallten; von den Sitzen aus immer wieder Blick zum Vesuv — dramatisch wie ein Bühnenbild.
Thermen: Die Badehäuser wirkten lebendig in ihrer Funktion; du konntest fast die Gespräche der damaligen Besucher hören, nur ohne Nachhall.
Forum und Triumphbogen: Aus diesen Achsen ergibt sich ein besonders eindrucksvoller Blick zum Vesuv; der Berg wurde als eigentlicher Verursacher des Untergangs spürbar präsent.
Gipsabdrücke: In einer Villa begegnetest du den stummen Zeugen der Tragödie — Gipsabdrücke, die die letzte Haltung der Menschen bewahren; ein Moment, der Ruhe und Nachdenklichkeit auslöste.
Überwältigung: Irgendwann konntest du nicht mehr unterscheiden, welche Villa du schon gesehen hattest — die Fülle der Eindrücke war schlicht zu groß, und das machte dich müde, aber ehrfürchtig.
3 Villen die in Erinnerung geblieben sind.
Casa del Fauno
Mit fast palastartigem Grundriss, zwei Atrien und großem Peristyl ist das Haus des Fauns das größte Privatgebäude in Pompeji; sein Name kommt von einer Faun‑Statue im Impluvium. Hier trifft Hellenistische Grandezza auf römischen Repräsentationswillen — perfekt für Leute, die bereits im Antiquitätenhandel ihr Ego pflegen würden
Casa dei Vettii
Errichtet von zwei ehemals Sklaven, die reich geworden waren, zeigt dieses Haus, wie sehr Kunst und Lebensgefühl sozialen Aufstieg markieren konnten: üppige mythologische Fresken, ein Lararium für die Hausgötter und Räume, in denen man gern Gäste beeindrucken ließ.
Villa dei Misteri
Die Villa der Mysterien ist berühmt für ihre großformatigen Fresken, die vermutlich Initiationsszenen des Dionysoskults zeigen. Architektur und Dekor wirken wie sorgfältig inszenierte Bühnenbilder — ein Landgut, das religiöse Rituale und Wohnkomfort auf elegante Weise verband.
Beim Warten auf den Bus ein Gelato — genau die richtige kleine Belohnung nach der Fülle an Eindrücken. Rückfahrt nach Neapel, kurz die Beine hochlegen, dann Abendessen: ein Tag voller Naturgewalt, Geschichte und kulinarischer Höhepunkte, der dich müde, satt und reich an Geschichten zurückließ.
3. Tag - Amalfi Küste und Amalfitana
Am dritten Tag war es soweit: Wir stiegen ein in das große Abenteuer „Autofahren in Süditalien“ – eine Disziplin, die irgendwo zwischen Rallye Dakar und Improvisationstheater angesiedelt ist. Eigentlich war der Plan ganz harmlos: Mit dem Ali Bus zum Flughafen, dann ein kleiner Fußmarsch zum Autovermieter, wo unser fahrbarer Untersatz schon auf uns wartete. Doch wie das Leben so spielt, kam ein Taxifahrer ins Spiel, der uns zum gleichen Preis wie der Bus, aber mit direkter Zielansprache zum Vermieter kutschieren wollte. Klingt gut, dachten wir – bis wir uns in einem Fiat 500 wiederfanden, der zwar etwas größer war, aber trotzdem das Raumgefühl einer Sardinenbüchse bot. Die Fahrt durch den neapolitanischen Berufsverkehr war dann auch eher eine Mischung aus Achterbahn und Videospiel auf Level „Chaos“.
Am Ziel angekommen, warteten wir brav auf unser Auto, während andere Touristen mit langen Gesichtern erfuhren, dass ihre Reservierung wohl eher ein Vorschlag als ein Versprechen war. Glück gehabt. Gepäck rein, große Frage: Wer fährt? In Süditalien gilt die goldene Regel: Der schlechtere Beifahrer übernimmt das Steuer. Und das bin ich – ohne Diskussion. Also rein ins Getümmel, raus aus Neapel, rauf auf die E45 Richtung Sorrent. Die Autobahn war fast schon meditativ im Vergleich zu dem, was noch kommen sollte.
Ab Mantechiaro wurde es dann kurvig. Serpentinen, die sich wie Spaghetti über die Berge der sorrentinischen Halbinsel schlängelten, führten uns nach San Pietro. Und dann begann die eigentliche Prüfung: Die Amalfitana. Eine Straße, so schmal, dass man sich fragt, ob sie nicht ursprünglich für Esel konzipiert wurde. Kurve um Kurve, Ausblick um Ausblick – ein Panorama wie aus dem Bilderbuch, wenn man denn mal kurz die Augen vom Gegenverkehr nehmen konnte. Denn sobald ein Bus oder LKW auftauchte, wurde es sportlich. Zentimeterarbeit, Schweißperlen, Stoßgebete – alles inklusive.
In Positano kurz durchgeatmet, dann weiter nach Praiano, unserem Ziel. Natürlich fuhren wir die Abzweigung zum Hotel erstmal souverän vorbei. Wenden auf italienisch? Eine Mischung aus Rückwärtsfahren, Stoßgebet und „Augen zu und durch“. Die Einfahrt zum Hotel war dann ein spitzwinkliger Anstieg, der selbst Bergziegen Respekt eingeflößt hätte. Zimmer war fertig, Parkplatz leider nicht. Zwei Stunden Wartezeit. Was tun? Klar: Zurück auf die Amalfitana, diesmal bergab zur Marina di Praia. Spitzkehre, Steilhang, Adrenalin. Unten angekommen: Füße ins Wasser, Hans natürlich ganz rein, ein bisschen Küstenromantik und ein Kaffee mit Meeresrauschen.
Zurück ging’s dann wieder bergauf – und mitten in Praiano wurde es richtig eng. Ein Bus kam uns entgegen, hinter uns ein LKW, der Rückzug unmöglich machte. Also Spiegel einklappen, Luft anhalten und im Schneckentempo zwischen Bus, Mauer und Haustürabsätzen durch. Zentimeterarbeit, aber geschafft. Und endlich: Parkplatz frei!
Das Hotel Holiday war ein Volltreffer – Terrasse direkt über der Steilküste, Sonnenuntergang deluxe. Wir erkundeten den Ort, wagten uns ein Stück auf den Sentiero degli Dei, den Weg der Götter. Doch dunkle Gewitterwolken schickten uns zurück – offenbar hatten die Götter heute frei. Die Suche nach einem Restaurant gestaltete sich dann wie eine Schnitzeljagd im Winterschlaf. Fast alles geschlossen. Aber dann: Das Ristorante M‘ama, auf der Dachterrasse des Hotels Margherita. Essen: fantastisch. Preis: ambitioniert. Leute: charmant. Rückweg: nass. Der Regenschauer hatte es in sich, aber immerhin war das Hotel nicht weit – und das Abenteuer Süditalien um eine Episode reicher.
4. Tag - Amalfitana und Castel del Monte
Der Tag begann wie aus dem Reiseprospekt geschnitzt: Frühstück auf der Terrasse des Hotel Holiday – mit Blick, der selbst Postkarten neidisch macht, und einem Cappuccino, der vermutlich direkt aus dem Himmel eingeflogen wurde. Doch kaum war der letzte Croissantkrümel verputzt, wurde es ernst: Unser T-Roc stand so dicht an der Parkplatzmauer, dass selbst ein Sardinendosenöffner neidisch geworden wäre. Die Bremse wollte nicht loslassen, das Auto nicht raus – und wir nicht aufgeben. Mit viel Gas, noch mehr Geduld und einem Hauch italienischem Fluchen schafften wir es schließlich auf die Straße.
Und was für eine Straße! Die Strada Statale 163 Amalfitana, kurz Amalfitana, ist nicht einfach nur eine Küstenstraße – sie ist ein architektonisches Abenteuer auf Asphalt. Seit ihrer Fertigstellung im Jahr 1850 windet sie sich wie eine Spaghetti durch die Felsen Kampaniens, oft nur einspurig, mit Gegenverkehr-Ampeln und überhängenden Felsen, die sich wie neugierige Zuschauer über die Fahrbahn beugen. Wohnmobile? Verboten. Nerven? Pflicht. Aber die Ausblicke – mein lieber Scholli! Steil abfallende Klippen, türkisblaues Meer und pittoreske Orte wie Amalfi, das der Straße ihren Namen gab.
Amalfi selbst ist ein vertikal gebautes Postkartenmotiv mit einer Uferpromenade, die zum Flanieren einlädt, und einem Dom, der sich stolz in die Hanglage schmiegt. Weiter ging’s durch Atrani, San Cosma und andere charmante Orte, die sich wie Perlen an die Küste reihen. Jeder Aussichtspunkt war ein Pflichtstopp – nicht nur für die Augen, sondern auch für die Kamera, die langsam überhitzte vor lauter Panoramafeuerwerk.
Hinter Salerno wechselten wir auf die E41 – eine Straße, so breit und glatt, dass unser T-Roc sich fühlte wie ein ICE auf Wellnessurlaub. Ziel: Castel del Monte.
Auf einem Hügel mitten im Nirgendwo thront das Castel del Monte wie ein steingewordener Zauberwürfel. Das achteckige Schloss wurde im 13. Jahrhundert von Friedrich II. erbaut und ist ein Paradebeispiel für mittelalterliche Mathematikliebe. Acht Türme, acht Seiten, acht Ecken – und jede Menge Rätsel um seine Funktion. War es ein Jagdschloss? Ein Denkmal? Ein überdimensionierter Kompass? Man weiß es nicht genau – aber es sieht verdammt gut aus dabei. Wir verzichteten auf den Eintritt, aber der Spaziergang drumherum war wie ein kleiner Mittelalter-Detox nach all dem Küstenkitsch.
Nach dem Abstecher war Bari nur noch einen Katzensprung entfernt. Unser Hotel Mare Pineta lag direkt am Spiaggia Libera Lato S. Francesco – perfekt für einen kurzen Fußmarsch zum Strand. Dort wartete der erste Sonnenuntergang in Bari auf uns, als hätte er extra die Farben nachbestellt. Danach eine Pizza, die vermutlich direkt aus Neapel teleportiert wurde – und der Tag war rund wie das Castel del Monte achteckig.
5. Tag Matera und Alberobello
Der Tag begann mit einem kleinen Kapitel aus dem Buch „Italienische Hoteldiplomatie für Fortgeschrittene“. Beim Einchecken am Vortag geriet ich mit dem Wirt – ein mindestens 80-jähriger schlitzohriger Charmeur – in eine freundliche Meinungsverschiedenheit über die Bezahlung. Ich war überzeugt, bereits bezahlt zu haben. Er war überzeugt, dass ich noch zahlen müsse. Nach einem digitalen Duell der Buchungsportale und ein paar gestenreichen Wortwechseln stand fest: Punkt für den Wirt. Ich zahlte, er grinste, umarmte mich und erklärte mich zum „traurigen Gesellen“, was in Süditalien offenbar eine Ehrenbezeichnung ist.
Als Wiedergutmachung – oder einfach aus purer Lebensfreude – versprach er mir und den anderen zum Frühstück einen Kaffee und ein abgepacktes Stück Kuchen. Und siehe da: Trotz wackeliger Knie ließ er es sich nicht nehmen, den Kaffee persönlich zu servieren. Ein echter Gastgeber mit Herz und Humor.
Nach dem Frühstück ging’s auf die Landstraße Richtung Matera – und was soll man sagen: Diese Stadt sieht aus, als hätte man sie direkt aus einem Historienfilm ausgeschnitten. Die Sassi di Matera, uralte Höhlenwohnungen, schmiegen sich wie ein steinernes Puzzle an die Felswände eines dramatischen Canyons. Einst als „Schande Italiens“ verschrien, heute UNESCO-Welterbe und Filmkulisse für Bond und Co. Die Gassen sind schmal, die Häuser aus dem Fels gehauen, und die Atmosphäre irgendwo zwischen Mittelalter und Märchen. Jeder Fotostopp war Pflicht – nicht nur für die Kamera, sondern auch fürs Staunen. Ein kleiner Mittagssnack rundete den Besuch ab, bevor wir uns wieder auf vier Rädern in Bewegung setzten.
Nächster Halt: Alberobello. Klingt wie ein Zauberspruch – und sieht auch so aus. Die Stadt ist berühmt für ihre Trulli: runde Häuschen mit kegelförmigen Dächern, gebaut aus losen geschichteten Kalksteinen. Ursprünglich ein Trick, um Steuern zu sparen – denn feste Häuser waren steuerpflichtig, lose nicht. Heute sind die Trulli ein architektonisches Wunder, das aussieht wie eine Mischung aus Hobbitdorf und süditalienischem Designpreis. Besonders das Viertel Rione Monti mit über 1.000 Trulli ist ein Spaziergang wert – inklusive Kaffeepause zwischen den weißen Zipfelmützen.
Da ich nicht unbedingt im süditalienischen Feierabendverkehr in Bari einrollen wollte, drängte ich sanft zum Aufbruch. Nach der Ankunft in Bari ging’s noch einen Kilometer zu Fuß zur Pizzeria – und dort wartete eine Pizza mit frischen Steinpilzen, die vermutlich direkt aus dem Wald auf die Pizza gehüpft waren. Drei Bierchen später war der Tag nicht nur kulinarisch, sondern auch emotional prall gefüllt zu Ende gegangen.
6. Tag Bari und Strandnachmittag
Ein sonniger Tag startet. Nachdem wir unseren Kaffee beim Hotelinhaber getrunken hatten – ein Mann, der Espresso offenbar als Lebenselixier betrachtet – machten wir uns auf, an der Uferpromenade Richtung Bari Innenstadt zu marschieren. Bari, die Hauptstadt der Region Apulien, zählt rund 315.000 Einwohner. Die Stadt liegt direkt an der Adriaküste und ist ein bedeutendes wirtschaftliches Zentrum Süditaliens. Der Hafen von Bari spielt eine zentrale Rolle im Fähr- und Kreuzfahrttourismus, während die Universität und der Dienstleistungssektor die städtische Wirtschaft prägen. Die Umgebung – bekannt als Terra di Bari – ist geprägt von Olivenhainen, kleinen Gemeinden und sanften Hügeln.
Sehenswürdigkeiten gibt es reichlich: Die Altstadt Bari Vecchia mit ihren verwinkelten Gassen ist das historische Herz der Stadt. Die Kathedrale San Sabino, die Basilika San Nicola mit dem Grab des Heiligen Nikolaus, und das Castello Normanno-Svevo, eine normannisch-staufische Festung, gehören zu den kulturellen Höhepunkten. Die längste Uferpromenade Italiens, der Piazza Mercantile und das Teatro Petruzzelli in der Neustadt runden das Bild ab.
Vorbei am Normannischen Kastell ging es direkt hinein in die Innenstadt zur Kathedrale. Dann durch das Gewirr der Altstadtgassen bis zur Basilika Pontificia San Nicola, wo wir das Grab des hl. Nikolaus besuchten. Still und ehrfürchtig war es in der Gruft am Sarkophag des Heiligen – selbst die Flipflops hielten inne.
Danach suchten wir uns im Gewirr der Altstadtgassen ein kleines Lokal für einen Mittagssnack und ein Bierchen. Die Wahl fiel auf ein Lokal mit drei Tischen, einem Koch, der aussah wie ein sizilianischer Onkel, und einem Menü, das vermutlich auf einer Serviette entstanden war. Köstlich war’s.
Der weite Weg zurück zum Hotel und Strand führte uns über die Via Napoli – eine der Hauptverkehrsadern der Stadt, die sich vom Hafenviertel nordwestlich entlang der Küste zieht. Die Straße ist geprägt von Wohnhäusern, kleinen Geschäften, Cafés und dem typischen süditalienischen Straßenleben: hupende Autos, plaudernde Rentner auf Plastikstühlen und der Duft von frisch gebackener Focaccia, der aus einer Bäckerei herüberweht. Trotz ihrer urbanen Betriebsamkeit bietet die Via Napoli immer wieder Blicke aufs Meer – als würde Bari einem sagen: „Du bist noch nicht ganz weg.“
Dieser letzte Tag in Bari bot sich an für eine schöne Zeit am Strand. Nach dem Sightseeing und dem langen Marsch genossen wir das erfrischende Bad im Mittelmeer. Ein super Sandstrand, wenig Leute und eine Strandbar – was will man mehr?
Den Abend ließen wir dann in der Pizzeria ausklingen, die der Strandbar angegliedert war. Einen Sambuca gab’s – so köstlich, dass man sich am liebsten hineingelegt hätte. Und ehrlich gesagt: Nach diesem Tag hätten wir uns auch reingelegt.
7. Tag Heimflug über Rom
So, die Heimreise steht an. Handgepäck gepackt – mit der üblichen Tetris-Strategie, bei der man hofft, dass der Reißverschluss nicht plötzlich italienisch spricht und streikt. Noch ein letzter Kaffee beim Hotelchef, der uns wie alte Freunde verabschiedet: mit Umarmungen, baci baci und einem Lächeln, das sagt „Kommt bald wieder“. Na ja, das sind wir so nicht gewohnt – aber irgendwie schön.
Dann mit unserem T-Roc auf zur Autovermietung beim Flughafen. Die Mitarbeiterin dort hatte den Blick einer Zollbeamtin auf Koffein – streng, konzentriert, aber fair. Sie inspizierte das Auto auf Schäden, fand nichts, und so konnten wir bald zügigen Schrittes in den Flughafen von Bari marschieren – mit dem Gefühl, dass wir den Mietwagen nicht nur gefahren, sondern auch unversehrt zurückgebracht hatten. Fast ein kleiner Triumph.
Pünktlich starteten wir in Richtung Rom. Der dreistündige Zwischenaufenthalt und Umstieg in Rom Fiumicino war erstaunlich kurzweilig. Auf einem Flügel spielte ein junger Fluggast mit Bravour Klavier – als hätte er den Soundtrack für unseren Urlaub geschrieben. Toll, dem mit einem Eis in der Hand zuzuhören. Diese Art von Unterhaltung am Flughafen hat man nicht alle Tage – und schon gar nicht mit Pistazieneis.
Pünktlich kamen wir auch in Rom wieder weg, und nach einem kurzen Flug landeten wir gut in München. Dort wurden wir von Parken MUC abgeholt – ein Service, der sich anfühlt wie ein kleiner VIP-Moment, wenn man nach Tagen voller Sonne, Pasta und Kultur wieder deutschen Asphalt unter den Füßen hat.
Glücklich und zufrieden, dass wir einen solch schönen Urlaub gehabt hatten, fuhren wir nach Hause. Und während der Tacho langsam Richtung Alltag rollte, war klar: Dieser Urlaub bleibt nicht nur im Fotoalbum, sondern auch im Herzen.
Fazit!
In Kampanien mit Neapel, der Basilikata mit Matera und in Apulien mit Bari lässt sich eine Woche wunderbar füllen – mit Eindrücken, die zwischen antikem Staunen und mediterraner Gelassenheit pendeln. Highlights wie der Besuch des Vesuvs, die spektakuläre Fahrt entlang der Amalfitana und der Spaziergang durch die steinernen Gassen von Matera bleiben definitiv hängen – nicht nur auf der Speicherkarte, sondern auch im Kopf.
Neapel? Muss man mal gesehen haben. Laut, lebendig, ein bisschen chaotisch – aber mit Charakter. Alberobello? Hübsch, aber sehr touristisch. Man hat das Gefühl, dass selbst die Trulli manchmal Selfies machen. Und Bari? Ganz nett. Die Altstadt hat Charme, aber man muss keine drei Tage darin verlieren. Dafür punktet die Stadt mit einem echten Geheimtipp: dem Strand Spiaggia Libera Lato S. Francesco. Feiner Sand, flach abfallend ins klare Meer, wenig Betrieb – und eine Strandbar mit angeschlossenem Restaurant, das kulinarisch weit über das hinausgeht, was man von einem Strandlokal erwarten würde. Dort kann man den Tag perfekt ausklingen lassen – mit Blick aufs Meer und einem Teller, der nach Urlaub schmeckt.
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