Frühjahrsradtour auf dem Neckarradweg
mit Isabella + Werner Grill
Gesamt gefahren: 370km und 2345 hm
Ein paar Worte vorab:
Manchmal beginnt das größte Abenteuer nicht mit einem lauten Paukenschlag, sondern mit einem leisen Surren – dem Geräusch einer Fahrradkette, die sich in Bewegung setzt. Was als entspannte Radreise entlang des Neckars geplant war, entpuppte sich schnell als eine unvergessliche Reise voller Überraschungen, landschaftlicher Schönheit und unerwarteter Begegnungen. Von grölenden Fußballfans im Zug bis zu malerischen Weinbergen, von mittelalterlichen Städten bis zu futuristischen Türmen – diese Reise war ein Spiegelbild des Lebens selbst: mal sanft und idyllisch, mal herausfordernd und voller unerwarteter Wendungen. Begleiten Sie uns auf dieser Tour, bei der nicht nur Kilometer gesammelt, sondern auch viele Geschichten geschrieben wurden.
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Tag 1 : Wo die Donau geboren wird und der Neckar flüstert
(33 km und 230 hm)
Isabella und ich, wir starten planmäßig, das heißt, wir fahren mit dem Auto die paar Kilometer zum Bahnhof Plattling. Alles ruhig, alles entspannt. Doch der Schein trügt! Kaum sind wir im Regensburger Bahnhof eingefahren, da rollt der Wahnsinn auf uns zu: Ein 70 Mann starker Fanclub von Erzgebirge Aue entert unseren Waggon. Schwarze Jacken, sehr kurze Haare – man konnte den „Testosteronspiegel und anderes“ förmlich riechen! Der Zug war gerammelt voll bis Ingolstadt. Man stelle sich das vor: Fahrräder, Gepäck und dazwischen ein Meer aus grölenden und später schlafenden Fans, die sich selbst in den Gepäckfächern breitmachen. Bei Prüfening gab's dann sogar eine Polizeikontrolle des Zugs – offenbar war unsere rollende Party bei den Zugbegleitern schon aufgefallen. Aber, wir haben’s überlebt! In Ingolstadt kehrte dann endlich wieder Ruhe ein, und wir konnten durchatmen.
Den Anschlusszug in Ulm haben wir dann glücklicherweise doch noch erreicht. Und jetzt wurde es wirklich schön! Die Fahrt durch das Ur-Donautal und durch den Albdurchbruch war einfach richtig schön. Man merkte, wie die Anspannung der Zugfahrt langsam von uns abfiel und die Vorfreude auf die Radtour stieg.
Endlich! In Donaueschingen beginnt unsere eigentliche Radreise. Die erste Etappe nach Rottweil misst 33 Kilometer und hat 230 Höhenmeter – ein guter Start, um in Schwung zu kommen. Zuerst geht es gemütlich auf Radwegen und wenig befahrenen Straßen Richtung Schwenningen.
Und hier geht's eigentlich erst richtig los: Wir besuchen die Neckarquelle! Ja, genau, während die Donau in Donaueschingen sprudelt, fängt der Neckar hier ganz klein an. Es ist quasi das Babybecken des Neckars, bevor er sich zu einem stattlichen Fluss mausert. Die Quelle ist umgeben von einer idyllischen Parkanlage, und man kann sich wunderbar vorstellen, wie hier die ersten kleinen Wassertropfen ihren Weg ins große weite Meer antreten. Ein echtes Naturhighlight, das man sich nicht entgehen lassen sollte! Nach so viel Natur brauchten wir eine Stärkung und haben uns einen wohlverdienten Kaffee im dazugehörigen Bistro namens "Biwakschachtel" gegönnt. Was für ein Name! Perfekt für müde Radler und ein schönes Wortspiel, da eine Biwakschachtel ja eigentlich eine einfache Schutzhütte im Gebirge ist. Hier war sie unsere stärkende Oase.
Danach ging es auf dem Neckarradweg weiter. Der Weg schlängelte sich malerisch dahin, und wir genossen die frische Luft und die Landschaft.
Nachdem wir uns in Donaueschingen vom winzigen Donauursprung verabschiedet haben, führt uns die Radreise nicht nur einfach geradeaus, sondern durch eine ganz besondere Region: die Baar. Man kann sie sich als eine weite, leicht hügelige Hochfläche vorstellen, eingebettet zwischen dem Schwarzwald im Westen und der Schwäbischen Alb im Osten.
Was die Baar so besonders macht und ihr ihren Namen gibt, ist ihre einzigartige hydrologische Situation: Sie ist die europäische Wasserscheide! Hier entspringt nicht nur die junge Donau, die gen Osten fließt und irgendwann ins Schwarze Meer mündet, sondern auch der Neckar, der sich in die entgegengesetzte Richtung windet, um schließlich bei Mannheim in den Rhein und damit in die Nordsee zu fließen. Man radelt also quasi auf einem riesigen, unsichtbaren Dach, von dem das Wasser in zwei verschiedene Himmelsrichtungen abfließt.
Am späten Nachmittag erreichen wir Rottweil, die älteste Stadt Baden-Württembergs. Check-in im MH Hotel Lamm – eine Wohltat nach dem ersten Tag auf dem Sattel. Am Abend haben wir die Altstadt erkundet. Die alten Gassen, die historischen Gebäude – da spürt man förmlich die Geschichte in jeder Pflasterritze.
Doch Rottweil ist nicht nur alt, sondern auch erstaunlich modern! Hier thront der imposante Thyssenkrupp Testturm, ein wahrer Gigant aus Stahl und Glas, der wie ein futuristischer Leuchtturm in den Himmel ragt. Mit seinen über 246 Metern Höhe ist er nicht nur ein Wahrzeichen für moderne Ingenieurskunst, sondern bietet auch die höchste Aussichtsplattform Deutschlands. Wer den Mut hat, mit dem Hochgeschwindigkeitsaufzug nach oben zu sausen, wird mit einem unglaublichen Panoramablick belohnt, der die ganze Region bis zu den Alpen freigibt – und dabei feststellt, wie winzig die Radfahrer doch von oben aussehen!
Für das Abendessen haben wir uns dann für eine kulinarische Reise entschieden und uns beim Inder Taj Mahal kulinarisch verwöhnen lassen. Wer hätte gedacht, dass man im mittelalterlichen Rottweil so köstlich indisch speisen kann? Und zum Abschluss des Tages, um die müden Beine zu entspannen und den Tag Revue passieren zu lassen, haben wir den Abend in der Winebar La Vineria ausklingen lassen. Perfekt, um sich auf die kommenden Radabenteuer einzustimmen!
Das war der erste Teil unserer Radreise am Neckar. Wer weiß, was die nächsten Etappen für uns bereithalten?



Tag 2 : Die Baar und das Neckartal: Wo die Natur Geschichten erzählt
(85 km und 480 hm)
Die Gegend zwischen Rottweil und Tübingen ist immer noch die Baar, die sich hier allmählich in das tief eingeschnittene Neckartal verwandelt. Wir verabschieden uns von den weiten, offenen Flächen und tauchen ein in eine Landschaft, die zunehmend von den Windungen des Neckars geprägt wird.
Nach einer wunderbaren Abfahrt von Rottweil an den Neckar schlängelt sich der Radweg meist entlang des Flusses, was das Radfahren sehr angenehm macht. Die Strecke ist hier oft von Waldstücken gesäumt, die an heißen Tagen willkommenen Schatten spenden. Man fährt durch kleine, verträumte Dörfer, deren Kirchtürme und Fachwerkhäuser die Zeit stillstehen lassen scheinen. Die Luft ist frisch, und man hört das Plätschern des Neckars, während man gemütlich vor sich hin radelt. Die Ufer sind oft von üppigem Grün bewachsen, und immer wieder eröffnen sich malerische Blicke auf das Flusstal. Es ist diese Mischung aus Naturidylle und den kleinen, typisch schwäbischen Ortschaften, die den Charme dieser Etappe ausmacht.
Interessantes am Wegesrand: Von Oberndorf bis zum Gefängnis-Palast
Unsere Route führte uns durch einige interessante Orte:
- Oberndorf am Neckar: Eine Kleinstadt, die man quasi im Vorbeifahren mitnimmt. Bekannt ist Oberndorf vor allem für seine Waffenherstellung – ein traditionsreicher Industriezweig, der hier schon seit Jahrhunderten angesiedelt ist. Wer aufmerksam ist, sieht vielleicht das ein oder andere Fabrikgelände.
- Sulz am Neckar: Ein weiteres charmantes Städtchen am Fluss, das mit einer schönen Altstadt und historischen Gebäuden aufwartet. Hier könnte man sich eine kurze Pause gönnen und die Ruhe genießen.
- Horb am Neckar: Und hier wurde es im Nachhinein noch tragisch. Wir radelten durch Horb, eine Stadt, die für ihre malerische Lage am Neckar und ihre beeindruckende Stiftskirche bekannt ist. Doch als wir am Sonntag ganz in der Nähe der Stadt, an einer riesigen Brückenbaustelle vorbeikamen wussten wir nichts von dem Baustellenunglück, das sich hier einen Tag vorher ereignet hatte. Ein tragisches Ereignis, bei dem 3 Bauarbeiter zu Schaden kamen, als ein Bauaufzug in die Tiefe stürzte. Ein trauriger Kontrast zu unserer unbeschwerten Radreise. Manchmal ist das Leben eben voller unvorhergesehener Wendungen.
Und dann war da noch der
riesige Gefängnisneubau
gleich nach Rottweil, an dem wir vorbeifuhren. Ein Neubau, der sich imposant aus der Landschaft erhebt. Es war schon ein seltsamer Anblick: Wir, in Freiheit auf zwei Rädern unterwegs, und daneben dieser hochmoderne Komplex, in dem später das Leben hinter Gittern stattfindet. Man fragt sich, wie viele Kilometer Mauern und Zäune wohl für so einen Bau nötig sind. Ein krasser Kontrast zur offenen Natur des Neckartals!
Tübingen: Studentisches Flair und schwäbische Gemütlichkeit
Nach diesen Eindrücken erreichten wir endlich Tübingen. Was für eine Stadt! Schon beim Einrollen spürt man die besondere Atmosphäre. Tübingen ist das, was man eine klassische Studentenstadt nennt: jung, lebendig, geschichtsträchtig und voller Charme.
Am Marktplatz trafen wir auf eine Gruppe junger Leute, die in historischen Gewändern für ein Freiluftspiel probten. Es war wie eine Zeitreise mitten in der Stadt! Da wurde gelacht, gestikuliert und offenbar fleißig an den Rollen gefeilt. Ein wunderschönes Spektakel, das den lebendigen Geist Tübingens perfekt widerspiegelt.
Unten am Neckar herrschte ebenfalls eine entspannte Stimmung: Einige stocherten gemütlich mit den Stocherkähnen auf dem Fluss. Diese langen, flachen Boote, die nur mit einem langen Holzstab, dem Stocher, bewegt werden, sind das Wahrzeichen Tübingens. Man konnte die Gelassenheit förmlich spüren, während die Kähne langsam über das Wasser glitten.
Nach dem Hotelbezug im Ibis Styles (endlich die müden Beine hochlegen!), genossen wir am Marktplatz einen Aperitif. Die perfekte Belohnung nach 85 Kilometern! Und dann kam die wichtige Frage: Wo gibt's Abendessen? Die Entscheidung fiel auf die Wurstküche. Ein echter Glücksgriff! Die Wurstküche ist ein Traditionshaus in Tübingen, bekannt für ihre deftige, schwäbische Küche. Hier gibt es keine Haute Cuisine, sondern ehrliche, bodenständige Gerichte, die satt und glücklich machen. Der Name ist Programm: Wurst in allen Variationen, dazu Kartoffelsalat oder Spätzle. Rustikal, gemütlich und genau das Richtige nach einem langen Radtag.
So ging ein ereignisreicher Tag zu Ende. Von tragischen Baustellen, von Gefängnis-Palästen bis zu studentischem Treiben – unsere Radreise hält uns definitiv auf Trab! Und das Schönste: Wir hatten noch mehr Kilometer vor uns.



Tag 3 : Das Neckartal: Von friedlicher Idylle zu geschäftigem Treiben
(74 km und 517 hm)
Auch diese Etappe führte uns größtenteils immer dem Neckar entlang. Der Fluss, der sich in Tübingen noch so gemächlich mit den Stocherkähnen begnügte, wurde nun allmählich breiter und zeigte seine industrielle Seite. Doch dazwischen gab es immer wieder wunderschöne Abschnitte.
Die Gegend zwischen Tübingen und Esslingen ist eine spannende Mischung aus Natur und sich annähernder urbaner Dichte. Anfangs fährt man noch durch das Neckartal, das sich hier immer noch von seiner grünen, idyllischen Seite zeigt. Man gleitet entlang des Flusses, vorbei an Feldern und kleinen Wäldern, die für willkommene Schattenpassagen sorgen. Die Luft ist klar, und man kann das Plätschern des Wassers hören.
Doch je näher wir Stuttgart kommen, desto mehr merkt man den Einfluss der Zivilisation. Das Tal wird weiter, die Bebauung dichter, und die Industriegebiete am Neckar kündigen die Nähe der Großstadt an.
Doch bevor die Großstadt uns ganz verschluckte, gab es noch einige Highlights:
Einen kleinen, aber knackigen Anstieg wagten wir hinauf zum Ort Kirchstellinsfurt. Kirchstellinsfurt ist tatsächlich ein kleiner, beschaulicher Ort hoch über dem Neckar, der für seine malerische Lage und die Pfarrkirche St. Martin bekannt ist. Von hier oben hat man oft eine schöne Aussicht über das Neckartal, vorausgesetzt, man hat nach der Auffahrt noch die Puste dafür! Es ist ein kleiner Abstecher, der sich für die Aussicht und die Ruhe lohnt, bevor man wieder in die Flussebene abtaucht.
Danach ging es wieder hinunter und vorbei an einigen Baggerseen mit gelb blühenden Seelilien, die fast schon unwirklich schön aussahen. Diese kleinen Oasen luden förmlich zur Rast ein. Man konnte sich gut vorstellen, hier einfach das Rad hinzuschmeißen und die Beine ins kühle Nass zu hängen. Aber die Kilometer riefen!
Die Strecke führte uns weiter durch Orte wie:
- Nürtingen: Eine charmante Stadt mit einer schönen Altstadt, Fachwerkbauten und der Stadtkirche St. Laurentius. Hier spürt man noch das traditionelle schwäbische Flair. Es ist ein guter Ort für eine kurze Pause, um die historische Architektur zu bewundern.
- Plochingen: Bekannt vor allem für seine beeindruckende Hundertwasser-Wohnanlage "Wohnen unterm Regenturm". Ein architektonisches Highlight, das man so mitten in Schwaben vielleicht nicht erwartet. Bunt, verspielt und definitiv ein Blickfang!
Unsere Nachmittagsrast legten wir am Marktplatz in Esslingen ein. Und Esslingen ist wirklich ein Traum aus Fachwerk! Die Stadt ist berühmt für ihre wunderschöne, gut erhaltene Altstadt mit unzähligen Fachwerkhäusern, die sich aneinanderreihen und ein malerisches Bild ergeben. Hier konnte man sich gut vorstellen, wie das Leben vor Jahrhunderten war. Ein Aperitif auf dem Marktplatz mit Blick auf das Alte Rathaus war die perfekte Stärkung für die letzten Kilometer.
Und dann kam der Moment, der unsere Radlerseelen auf die Probe stellte: Der Aufstieg in die Weinberge zwischen Esslingen und Untertürkheim. Die Weinberge in und um Esslingen sind nicht nur landschaftlich reizvoll, sondern auch historisch bedeutsam. Schon die Römer wussten die sonnigen Hänge am Neckar zu schätzen.
Hier wachsen Rebsorten, die die Grundlage für die typischen Weine der Region bilden. Besonders bekannt ist der Trollinger (ein leichter Rotwein, der gut zu schwäbischem Essen passt) und der Riesling (ein trockener Weißwein). Man radelt quasi durch das Herzstück des württembergischen Weinbaus.
Aber dann! Gleich auf den ersten Metern hinauf in die Weinberge sprang Isabellas Kette über das größte Kettenrad und verkeilte sich so, dass es einer etwas größeren Operation bedurfte, um das Rad wieder fahrbereit zu bekommen. Ich sage nur so viel: Es bedurfte etwas Zeit! Aber es funktionierte – nur die Hände waren halt dann schwarz. Eine kleine technische Zwangspause, die uns aber nur kurz aufhielt.
Von Untertürkheim ging es dann am Tiefenbachsee, der romantisch im Wald liegt vorbei, hinauf auf den Frauenkopf. Ein vielversprechender Name, der nach grandioser Aussicht auf Stuttgart klang. Doch oben angekommen, statt der erhofften Panoramaaussicht auf die pulsierende Metropole, fanden wir: die viel befahrene Jahnstraße. Ja, man konnte erahnen, dass Stuttgart irgendwo da unten lag, aber der direkte Blick war leider von Bäumen und Gebäuden verdeckt. Manchmal muss man eben mit den Gegebenheiten leben!
Was folgte, war eine steile, aber schöne Abfahrt durch den Bopserwald. Das war der Lohn für die Aufstiege! Der Wind pfiff uns um die Ohren, und wir genossen die Geschwindigkeit. Und dann kam der ultimative Test für unsere Bremsen: eine 22%ige Abfahrt nach Stuttgart. Das ist keine Abfahrt mehr, das ist eine Rutschbahn! Man musste wirklich aufpassen, dass die Bremsen nicht heiß liefen.
Endlich unten! Wir checkten mitten in der City im Hotel Wartburg ein. Es war, sagen wir mal, "renovierungsbedürftig". Und das war noch charmant ausgedrückt. Das negative Highlight des Check-ins? Wir mussten unsere Räder über eine Treppe in den Keller tragen. Eine letzte Kraftanstrengung nach 74 Kilometern!
Zum Abendessen steuerten wir die L’Osteria Stuttgart an. Und hier wurden wir für die Anstrengungen belohnt: Die Pizzen waren riesig! In etwa so groß wie ein durchschnittlicher Fahrradreifen. Perfekt, um die verbrannten Kalorien wieder aufzufüllen.
Danach bummelten wir noch ein bisschen durch Stuttgart. Na ja, nicht mal das Alte Schloss beeindruckte uns groß. Vielleicht lag es an der Müdigkeit, vielleicht an der Pizza – aber der Funke sprang nicht so recht über. Ein Bummel durch die Fußgängerzone und ein Absacker in einer Bar in der Königstraße rundeten den Tag ab. Stuttgart zeigte sich uns von seiner urbanen, manchmal etwas unübersichtlichen Seite.
So ging ein weiterer, ereignisreicher Radtag zu Ende. Mit schwarzen Händen, vollem Bauch und der Erkenntnis, dass Radreisen immer für Überraschungen gut sind!

Tag 4 : Schlösser, Schiller, Wasser, Wein und Bier
(74 km und 517 hm)
Früh aus den Federn hieß es, denn wir wollten einiges sehen. Unser Abenteuer begann in der baden-württembergischen Landeshauptstadt
Stuttgart, einem Moloch, der es versteht, urbanen Charme mit grünen Oasen zu verbinden. Zuerst ging’s schnurstracks durch die City, vorbei am ehrwürdigen
Alten Schloss – wahrscheinlich neidisch, weil wir auf zwei Rädern schneller waren als jede Kutsche. Danach zog sich der
Schlossgarten wie ein grünes Band dahin, gefolgt vom
Rosensteinpark und hinauf Richtung
Killesberg zur
Bastion Leibfried. Ein Name, der schon erahnen lässt, dass hier ordentlich Puste gefragt war. Aber, wer Stuttgart bezwingt, ist bereit für alles!
Nach dem schweißtreibenden Stuttgarter AUF rauschten wir AB nach
Zuffenhausen und
Kornwestheim, bevor wir in
Ludwigsburg einfuhren.
Das Residenzschloss Ludwigsburg! Ein Traum in Barock und Rokoko, das sich wie ein gewaltiges Gemälde vor uns ausbreitete. Auch wenn wir es nur von außen bestaunt haben – unsere Waden riefen nach Pause, nicht nach Schlossführungen –, ist es doch Deutschlands größte barocke Schlossanlage, die wirklich beeindruckt.
Man nennt es auch das "Schwäbische Versailles", und das kommt nicht von ungefähr.
- Geschichte zum Anfassen: Erbaut wurde das gigantische Schloss ab 1704 unter Herzog Eberhard Ludwig von Württemberg. Er wollte ein Jagd- und Lustschloss, bekam aber ein gigantisches Machtsymbol. Über die Jahre wurde es immer weiter ausgebaut und diente verschiedenen württembergischen Herzögen und Königen als Residenz. Man kann sich vorstellen, wie hier die feine Gesellschaft getanzt, getafelt und intrigiert hat!
- Glanzvolle Gärten: Nicht nur das Schloss selbst ist beeindruckend, sondern auch die weitläufigen Gärten, das sogenannte "Blühende Barock". Hier gibt es Themengärten, prächtige Springbrunnen und sogar einen Märchengarten, der besonders bei Familien beliebt ist. Wir Radfahrer hatten aber keine Zeit, uns im Zauberwald zu verlaufen – unser Märchen war die nächste Bierbank!
- Highlights: Im Inneren beherbergt das Schloss unter anderem ein Barockgalerie-Museum, ein Modemuseum und ein Keramikmuseum. Und natürlich die prunkvollen Staatsgemächer, die den Reichtum und die Kunstfertigkeit der damaligen Zeit widerspiegeln. Kurz gesagt: Ein Muss für jeden, der königliche Pracht und geschichtliche Tiefe liebt. Nur das Fahrrad muss draußen bleiben!
Vom prunkvollen Ludwigsburg ging's dann wieder hinab zum Neckar, nur um dann gleich wieder hoch nach
Marbach am Neckar zu kurbeln. Aber dieser Anstieg lohnte sich! Die
super schöne Altstadt empfing uns mit offenen Armen und dem
Geburtshaus von Friedrich Schiller. Man konnte ihn förmlich hören, wie er uns zurief: "Freude schöner Götterfunken, trink ein Bier, wenn du dich schunken!" Oder so ähnlich.
Marbach am Neckar – ein Name, der bei jedem deutschen Literaturfan ein Leuchten in den Augen hervorruft. Und das zu Recht! Die charmante Kleinstadt ist nicht nur malerisch am Neckar gelegen, sondern auch die Geburtsstätte eines der größten deutschen Dichter: Friedrich Schiller.
- Schillers Wiege: Das Geburtshaus von Friedrich Schiller ist das Highlight schlechthin. Hier erblickte der Verfasser von „Die Räuber“ und „Wilhelm Tell“ im Jahr 1759 das Licht der Welt. Heute ist es ein Museum, das Einblicke in Schillers frühe Jahre und die Zeit seiner Kindheit gibt. Man spürt förmlich den Geist des Dichters in den alten Mauern – vielleicht hat er ja damals schon von einem Fahrrad geträumt, das ihn die steilen Marbacher Anstiege hochschiebt!
- Literatur und mehr: Neben dem Geburtshaus gibt es in Marbach auch das Literaturmuseum der Moderne und das Deutsche Literaturarchiv Marbach, die beide einen Schatz an Manuskripten, Erstausgaben und Nachlässen deutscher Schriftsteller beherbergen. Wer sich für deutsche Literaturgeschichte interessiert, sollte hier definitiv einen längeren Stopp einlegen. Oder einfach nur die wunderschöne Altstadt mit ihren engen Gassen und Fachwerkhäusern genießen.
- Malerische Lage: Marbachs Lage hoch über dem Neckar bietet nicht nur fantastische Ausblicke auf das Flusstal, sondern auch auf die umliegenden Weinberge. Die Stadt selbst hat eine entspannte, schwäbische Atmosphäre, die zum Verweilen einlädt. Ideal, um nach einem kräftezehrenden Anstieg die Seele baumeln zu lassen. Und wer weiß, vielleicht inspirieren die Ausblicke ja zum Dichten?
Nach so viel Kultur und Dichtkunst ging's wieder runter zum Neckarradweg. In Ingersheim war dann erst mal dringend Wassernachschub vom Edeka nötig. Man kann ja nicht nur von Schillerschen Versen leben! Und in Pleidelsheim versorgten wir unsere armen Hinterräder an einer Tankstelle mit etwas mehr Luft. Die hatten nach all den Kilometern auch das Gefühl, ihnen geht die Luft aus. War aber dann doch nur ein Gefühl.
Vom Wein zum Bier
Weiter ging es durch zahlreiche kleine Ortschaften – Namen, die so schnell vorbeiflogen, dass sie kaum Zeit hatten, sich in unser Gedächtnis zu brennen – bis nach
Heilbronn. Diese Stadt am Neckar ist bekannt für ihre Weine und den
Götz von Berlichingen. Wir aber steuerten direkt die
Gelateria am Rathausplatz an. Standardpause für einen Eiskaffee – denn Radfahren macht durstig und süchtig nach Zucker!
Heilbronn – die Stadt am Neckar, die uns mit einem kühlen Eiskaffee am Rathausplatz empfing, hat weit mehr zu bieten als nur zuckersüße Erfrischung. Sie ist das Zentrum der Region Heilbronn-Franken und bekannt für ihre Weine, ihre bewegte Geschichte und ihre industrielle Stärke.
- Weinstadt par excellence: Heilbronn ist das Herzstück des württembergischen Weinbaus. Die umliegenden Hänge sind gesprenkelt mit Weinreben, aus denen vor allem Trollinger, Lemberger und Riesling gekeltert werden. Man kann hier wunderbar Weinwanderungen machen oder in einer der vielen Besenwirtschaften (saisonale Straußwirtschaften) einkehren und den lokalen Wein direkt vom Erzeuger genießen. Vielleicht hätten wir doch eine Weinausschankpause anstelle des Eiskaffees einlegen sollen? Aber wir wollten ja auf den Berg!
- Historisches Flair: Trotz starker Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg hat Heilbronn einige historische Schätze bewahrt. Das Rathaus mit seiner beeindruckenden Astronomischen Uhr ist ein Blickfang. Auch die Kilianskirche mit ihrem Renaissance-Altar ist sehenswert. Und natürlich darf man die Geschichte des Götz von Berlichingen nicht vergessen, der hier in Heilbronn in Gefangenschaft saß und seinen berühmten "Schwäbischen Gruß" von sich gab. Ob er auch mal mit dem Fahrrad gefahren ist? Bestimmt nicht, sonst wäre er viel zu schnell aus der Haft geflohen!
- Wirtschaftliches Zentrum: Heilbronn ist auch ein wichtiges Wirtschaftszentrum, insbesondere für den Maschinenbau und die Lebensmittelindustrie. Die Stadt ist ein Beweis dafür, dass Tradition und Moderne hier Hand in Hand gehen. Und nach dem Wein kommt das Geschäft – oder umgekehrt!
Dann fiel die folgenschwere Entscheidung: Wir verließen den Neckar und fuhren wieder
steil hinauf in die Weinberge. Die „Armsündersteige“ – ein Name, der Programm war!
Aber der Ausblick! Auf schönen Wegen fuhren wir mit
traumhaften Aussichten durch Weinberge rund um den
Wartberg. Hier oben fühlte man sich wie ein König mit Schweiß auf der Stirn, aber immerhin ein König.
Die Belohnung folgte auf dem Fuße: Die Räder ließen wir flott nach
Neckarsulm hinabrollen. Die Aussicht von der Autobahnbrücke auf den Stau auf der A6, der sich vom Weinsberger Kreuz her gebildet hatte, ließ eine gewisse Schadenfreude aufkommen. Ja, wir Radfahrer sind schon ein bisschen gemein – wir genießen es, wenn die anderen im Blechknäuel stecken.
Die Freude auf ein kühles
Weißbier am Marktplatz in Neckarsulm war riesig. In der Bar „Zelle“ – ein Name, der nach diesem Tag perfekt passte – genossen wir dann den wohlverdienten Schluck.
Eingecheckt haben wir dann im Hotel Post, direkt gegenüber dem NSU-Zweiradmuseum. Hier fühlten wir uns allerdings kurzzeitig veralbert, da wir wie bei einer Schnitzeljagd von Zettel zu Zettel geschickt wurden. Renovierungen, sagten sie. Nun ja, die waren aber auch wirklich nötig.
Ja Neckarsulm! Die Stadt, die uns mit einem Weißbier und einem kleinen Hotelfindungs-Rätsel begrüßte. Aber Neckarsulm ist weit mehr als nur ein Etappenziel für müde Radfahrer.
- NSU-Tradition: Der Name Neckarsulm ist untrennbar mit der Marke NSU verbunden. Hier wurden einst Fahrräder, Motorräder und sogar Autos hergestellt. Das NSU-Zweiradmuseum, direkt gegenüber unserem Hotel, ist ein absolutes Highlight für alle Liebhaber von historischen Fahrzeugen. Hier kann man die Entwicklung vom Laufrad bis zum legendären NSU Ro 80 bewundern. Ob unser Drahtesel hier auch bald einen Ehrenplatz bekommt?
- Audi AG: Heute ist Neckarsulm vor allem als Standort der Audi AG bekannt. Hier werden die großen Oberklasse-Modelle von Audi produziert, und das Werk ist ein wichtiger Arbeitgeber in der Region. Man merkt, dass hier Innovation und Ingenieurskunst zu Hause sind. Und wir Radfahrer konnten uns die Staus der Audi-Fahrer von oben ansehen – ein echtes Privileg!
- Wein und Genuss: Auch Neckarsulm liegt inmitten einer renommierten Weinregion. Die Neckarsulmer Weinberge produzieren hervorragende Tropfen, und zahlreiche Weingüter laden zur Verkostung ein. Aber wie wir ja schon gelernt haben, gab es für uns nur ein Ziel nach der "Armsündersteige": Das Neckarsulmer Brauhaus!
- Das Neckarsulmer Brauhaus: Ein Ort, an dem sich die Mühen des Tages in puren Genuss verwandeln. Hier wird
eigenes Bier gebraut, und das schmeckt man! Ob ein helles Lager, ein dunkles Bier oder ein saisonaler Spezialtrunk – hier findet jeder Radfahrer sein flüssiges Gold. Dazu gibt es deftige schwäbische Küche, die den Energiespeicher wieder auffüllt. Es ist der perfekte Ort, um den Tag ausklingen zu lassen, sich mit Gleichgesinnten auszutauschen und sich über die zurückgelegten Kilometer zu freuen. Und mal ehrlich, nach 91 Kilometern und 700 Höhenmetern schmeckt das Bier einfach doppelt so gut! Das Abendessen hier war ein Genuss und dazu das frische Frühlingsbier vom Brauhaus.
Und ja, auch die Weinregion um Neckarsulm ist berühmt für ihre Trollinger- und Lemberger-Weine, aber nach so einer Etappe schmeckt das kühle Blonde einfach am besten. Das Brauhaus ist eine Institution und der perfekte Ort, um den Tag Revue passieren zu lassen und sich für die nächste Etappe zu stärken.


Tag 5 : Aufbruch in den Naturpark Neckartal-Odenwald: Wo Gips auf grüne Hügel trifft
(54 km und 340 hm)
Kaum hatten wir die Gemütlichkeit Neckarsulms hinter uns gelassen, hieß es auch schon wieder: Bergauf! Aber der Schweiß wurde schnell belohnt, denn bald schon bot sich uns der erste herrliche Blick auf Bad Wimpfen.
Bad Wimpfen – allein der Name klingt schon nach einer Mischung aus Badetag und Ritterfest. Und genau das ist es auch! Die Stadt thront majestätisch auf einem Bergsporn über dem Neckar und ist bekannt für ihre nahezu vollständig erhaltene historische Altstadt.
- Kaiserliche Vergangenheit: Bad Wimpfen war einst eine Stauferpfalz, eine kaiserliche Residenz der Stauferkaiser im Mittelalter. Man spaziert hier quasi durch lebendige Geschichte. Die beeindruckende Blaue Turm, das Wahrzeichen der Stadt, diente einst als Wachturm und bietet heute eine fantastische Aussicht über das Neckartal. Wir radelten durch die alten Kopfsteinpflastergassen – eine echte Herausforderung für unsere Reifen und unser Gesäß – und genossen die Aussicht. Man konnte sich bildlich vorstellen, wie hier Ritter in ihren Rüstungen über den Markt stolzierten, während wir uns auf unseren Hightech-Rädern (mit ordentlich Luft in den Reifen!) abstrampelten.
- Fachwerk und Flair: Neben dem Blauen Turm gibt es in Bad Wimpfen zahlreiche wunderschöne Fachwerkhäuser, die der Stadt ihr unverwechselbares Flair verleihen. Kleine Gassen laden zum Bummeln ein, und man fühlt sich sofort in eine andere Zeit versetzt. Für uns war es aber eher ein kurzer Abstecher, denn nach dem Genuss der Aussicht folgte die steile Abfahrt hinunter zum Neckar.
Eine willkommene Belohnung für die vorangegangene Kletterpartie!
Wir waren nicht mehr in der klassischen Weinregion Heilbronner Land, sondern näherten uns dem Naturpark Neckartal-Odenwald. Eine Gegend, die geprägt ist von sanften Hügeln, dichten Wäldern und natürlich dem Neckar, der sich hier seinen Weg durch das urwüchsige Gestein bahnt. Vorbei an den Gipsbergwerken von Obrigheim, die wie Narben in der Landschaft wirken, tauchten wir endgültig ein in diese grüne Wildnis. Hier wird's rauher, naturbelassener – und damit auch für uns Radler interessanter!
Weiter ging die wilde Fahrt durch das Neckartal-Odenwald, und bald schon erreichten wir Zwingenberg. Hier sticht sofort die Burg Zwingenberg ins Auge, die hoch über dem Neckar thront. Eine der besterhaltenen Burgen der Region, die auch heute noch bewohnt ist und für ihre Schlossfestspiele bekannt ist.
Leider blieb uns keine Zeit für eine Pause oder gar eine Besichtigung. Warum? Weil das Wetter uns einen Strich durch die Rechnung machte. Die dunklen Wolken am Himmel und die Gewitterwarnungen ließen uns nur eine Option: weiterfahren! Also kurvenreich auf einem Waldweg entlang des Neckars weiter nach Eberbach. Manchmal muss man einfach Vernunft walten lassen und dem Radl-Gott vertrauen, dass er uns trocken ins Ziel bringt. Spoiler-Alarm: Hat nicht ganz geklappt!
Schließlich erreichten wir Eberbach, unser Ziel für die Nacht. Unser Zimmer im Gasthof Linde lag leider noch zwei Kilometer außerhalb des Zentrums – natürlich bergauf! Aber, wir sind ja nicht zum Spaß hier, oder? Das Zimmer im Nebengebäude war dann überraschend groß und renoviert, was uns kurzfristig die Laune hob. Und siehe da, die Sonne schien wieder! Ein klassisches Radler-Schicksal: Kaum angekommen, lacht die Sonne wieder.
Also auf zur Fuß-Erkundungstour in die Altstadt von Eberbach. Hier gab es einen ausgeschilderten Rundgang, dem wir pflichtbewusst folgten. Die Altstadt von Eberbach ist charmant, mit ihren Fachwerkhäusern und engen Gassen.
Stellt euch vor: Ihr seid den ganzen Tag durch malerische Landschaften geradelt, habt Hügel bezwungen und Flusstäler durchquert. Und dann taucht Eberbach auf. Diese Stadt ist wie ein kleines Märchenbuch, das sich vor euch öffnet, direkt dort, wo der Odenwald mit seinen dichten Wäldern und sanften Hügeln auf den sich schlängelnden Neckar trifft. Diese Lage macht Eberbach zu einem idealen Ausgangspunkt für Wanderungen und Radtouren, die tiefer in die Natur eintauchen.
Das Herzstück von Eberbach ist zweifellos seine wunderschöne Altstadt. Wer hier durch die Gassen schlendert, fühlt sich sofort in eine andere Zeit versetzt.
- Fachwerk-Idylle: Überall findet man liebevoll restaurierte Fachwerkhäuser, die sich eng aneinanderdrängen und mit ihren bunten Fensterläden und detailreichen Schnitzereien Geschichten aus vergangenen Zeiten erzählen. Es ist wie ein Freilichtmuseum, nur dass hier noch echtes Leben pulsiert!
- Historische Tore: Achtet auf die historischen Stadttore, wie das Haspeltor oder das Pulverturm-Tor. Sie sind Überreste der mittelalterlichen Stadtbefestigung und verleihen Eberbach ein besonders authentisches Flair. Man kann sich richtig vorstellen, wie hier früher Händler ihre Waren anboten und Reisende Einlass begehrten.
- Marktplatz-Charme: Der Marktplatz ist der zentrale Treffpunkt, gesäumt von Cafés und kleinen Geschäften. Hier kann man gemütlich sitzen, das Treiben beobachten und einfach mal die Seele baumeln lassen. Und ja, hier gibt es auch Eisdielen – aber Vorsicht, was ihr dort wählt, wie ich schmerzlich erfahren musste!
- Schifffahrt und Tourismus: Der Neckar ist hier schiffbar, und man sieht oft Ausflugsschiffe vorbeiziehen. Die Stadt profitiert vom Flusstourismus und bietet schöne Uferpromenaden zum Flanieren.
Ein Stopp in einer Eisdiele war natürlich obligatorisch. Eiskaffee und Joghurt-Crêpes – letzterer sollte sich in der Nacht als mein persönlicher Endgegner entpuppen.
Dann ging es hinauf über den Burgsteig zur Burgruine Eberbach. Die Ruine liegt versteckt im Wald, ein wirklich romantischer Platz mit Efeu und Moos überwachsenen Mauern. Man konnte sich hier richtig vorstellen, wie sich Ritter und Burgfräulein vergnügten. Doch die Idylle währte nicht lange. Das Donnergrollen wurde lauter, und wir ahnten, was uns blühte. Blitzschnell machten wir uns auf den Weg nach unten. Aber bevor wir den Wald verlassen konnten, schüttete es wie aus Eimern! Es blitzte und krachte, ein einprägsames Gewitter, das uns bis auf die Knochen durchnässte.
Zum Glück hatten wir Regenkleidung dabei und suchten noch etwas Schutz unter einem Blätterdach, das dann aber auch schnell durchlässig wurde. Nach ca. drei Kilometern Fußmarsch (nass, aber glücklich,) erreichten wir den Gasthof Linde. Im Zimmer hieß es dann: alles zum Trocknen aufhängen, die Schuhe trocken föhnen (ein echter Luxus nach so einem Wolkenbruch!) und ab zum Abendessen.
Und dann kam das Finale: Eine Schweinelende in Pfefferrahm mit Spätzle. Doch nicht irgendeine Lende – eine GANZE Schweinelende, locker 500 Gramm Fleisch! Unmöglich zu schaffen. Und als wäre das nicht genug des Dramas, meldete sich der Joghurt-Crêpes aus der Eisdiele in der Nacht zu Wort. Eine halbe schlaflose Nacht auf dem WC – eine unvergessliche Erinnerung an die Kombination aus Crêpes und Gewitterstimmung.
Trotzdem: Die Etappe war ein voller Erfolg! Wir haben den Odenwald kennengelernt, mittelalterliche Städte bestaunt und gelernt, dass man nicht alles essen sollte, was grad gut aussieht..


Tag 6 : Mittelalter und das schöne "Memories of Heidelberg"
(54 km und 340 hm)
Etwas später als sonst ging's aus Eberbach los, der leichte Regen und die kurze Wartezeit, waren fast schon Balsam für den Magen, der sich endlich wieder beruhigt hatte. Dann ging's auf die letzten Kilometer bis Heidelberg. Und was für welche!
Die Strecke entpuppte sich als wahre Augenweide, denn wir befanden uns auf der Burgenstraße. Und wie es sich für eine solche Straße gehört, gab es gleich drei Burgen, die wir in einem einzigen Foto festhalten konnten! Ein wahrer Jackpot für jeden Burgen-Fan und ein Beweis dafür, dass man auf dem Rad manchmal die besten Schnappschüsse macht.
Vor den Toren Heidelbergs kamen wir noch nach Neckargemünd, einer weiteren Perle am Neckar. Diese Stadt ist ebenfalls malerisch gelegen und besticht durch ihre gut erhaltene Altstadt. Mit ihren engen Gassen, den bunten Fachwerkhäusern und den Resten der mittelalterlichen Stadtbefestigung hat Neckargemünd einen ganz eigenen Charme. Die Lage direkt am Neckar, umgeben von bewaldeten Hängen, macht sie zu einem beliebten Ziel für Ausflüge und zum Startpunkt für Schifffahrten. Ach ja, und für alle Fluss-Fans: Hier mündet übrigens die Elsenz in den Neckar. Ein kleines, aber feines Detail für geografisch interessierte Radler!
Nach einer Fahrt, die streckenweise leider etwas weniger berauschend auf einer Bundesstraße verlief (man kann nicht immer die perfekte Idylle haben!), erreichten wir Heidelberg. Und hier wurde es dann wirklich spektakulär! Die Stadt, die oft als Inbegriff deutscher Romantik gilt, empfing uns mit offenen Armen und sofort wurde die Kamera gezückt.
Gleich nach der Überquerung der Alten Brücke gab's erst mal einen kleinen "Pasta-Snack" als Mittagessen – gut, dass mein Magen wieder mitspielte! Danach bezogen wir unser Hotel, das "Vier Jahreszeiten". Nun ja, die besten Jahre hatte es wohl schon hinter sich – keine Empfehlung, aber dafür gab es ja Heidelberg zu erkunden!
- Heidelberger Schloss: Der Gigant auf dem Berg
Das Heidelberger Schloss – es thront majestätisch über der Altstadt und ist wohl die berühmteste Schlossruine der Welt. Eine beeindruckende Mischung aus verschiedenen Baustilen, die über Jahrhunderte entstanden sind. - Geschichte in Trümmern: Auch wenn es eine Ruine ist, erzählt das Schloss eine unglaublich reiche Geschichte. Ursprünglich eine mittelalterliche Burganlage, wurde es ab dem 14. Jahrhundert zu einer prächtigen Residenz der Kurfürsten der Pfalz ausgebaut. Durch Kriege, Brände und sogar einen Blitzschlag im 18. Jahrhundert wurde es immer wieder zerstört und teilweise wieder aufgebaut. Genau diese Mischung aus Pracht und Verfall macht seinen einzigartigen Reiz aus.
- Unsere Erkundungstour: Wir fuhren standesgemäß mit der Bergbahn hinauf zum Schloss (nach all den Kilometern war uns nach Komfort!). Im Schlosshof tauchten wir ein in die Geschichte, staunten über das Fasslager mit dem Großen Fass (ein riesiges Weinfass, das bis zu 220.000 Liter fasst – da hätten unsere Radler-Getränke locker reingepasst!) und besuchten das Apotheken-Museum, das uns zeigte, welche skurrilen Heilmittel man früher so verwendete. Der weitläufige Schlosspark lud zum Spazierengehen ein und bot immer wieder neue Blickwinkel auf die Stadt.
- Hinauf zum Königsstuhl: Die Bergbahn brachte uns sogar noch weiter hinauf, auf den Königsstuhl. Von hier oben hatten wir eine atemberaubende Aussicht über ganz Heidelberg, das Neckartal und hinaus in die weite Rheinebene. Ein Panoramablick, der jede Anstrengung der letzten Tage vergessen ließ!
- Die Alte Brücke und der Affe: Wahrzeichen mit tierischer Note Die Alte Brücke, offiziell Karl-Theodor-Brücke, ist ein weiteres Wahrzeichen Heidelbergs und verbindet die Altstadt mit dem Philosophenweg auf der anderen Neckarseite. Sie ist ein beliebter Fotospot, und wir machten natürlich zahlreiche Selfies mit Schloss und Brücke im Hintergrund.
- Der Brückenaffe: Direkt am Altstadtufer der Brücke steht eine kuriose Bronzestatue: der Heidelberger Brückenaffe. Er hält einen Spiegel in der Hand und ist umgeben von zwei kleinen Mäusen. Die Legende besagt, dass das Berühren des Spiegels Glück bringen soll, das Berühren der Finger des Affen die Rückkehr nach Heidelberg sichert, und das Berühren der Mäuse am Affen zu vielen Kindern führt. Wir haben uns aufs Glück und die Rückkehr beschränkt! Der Affe ist ein Symbol dafür, dass man über sich selbst lachen sollte – und dass man, egal wie oft man durch die Welt zieht, doch immer wieder nach Heidelberg zurückkehrt. Eine schöne Botschaft, besonders für uns rastlose Radler!
Nach der Schlossbesichtigung und dem Trip auf den Königsstuhl ging es noch Europas längste Fußgängerzone entlang – ein Paradies für alle, die noch ein paar Souvenirs jagen oder einfach das bunte Treiben genießen wollen.
Dann hieß es: Umziehen für das Abendessen! Unser Ziel war die Palmbräugasse. Und hier fanden wir ein uriges und riesiges Wirtshaus vor, das uns mit seiner Atmosphäre sofort in den Bann zog. Die Palmbräugasse selbst ist keine eigentliche Gasse, sondern der Name des traditionsreichen Restaurants Palmbräu, das für seine regionale Küche und sein selbstgebrautes Bier bekannt ist. Ein perfekter Abschluss für eine spektakuläre Etappe! Hier konnte man sich nach all den Kilometern und Eindrücken noch einmal stärken und die Erlebnisse des Tages und der ganzen Reise Revue passieren lassen.


Tag 7: Die Heimreise: Oder wie die Deutsche Bahn unsere Entspannung auf die Probe stellte
Der Morgen nach der letzten Etappe brach an, und es hieß Abschied nehmen vom Neckar. Die Heimfahrt mit der Bahn verlief – Überraschung! – genau wie man es von der Deutschen Bahn erwartet: unspektakulär, aber nicht ohne seine ganz eigenen Dramen. Das Beste daran? Wir hatten die Füße hochgelegt! Das Schlimmste? Manchmal brauchten wir sie zum stehen.
Wir haben natürlich einen Anschlusszug verpasst – das ist ja quasi die ungeschriebene Regel für Bahnfahrten in Deutschland. Man kann es fast als Teil des Reiseerlebnisses betrachten, so normal ist es mittlerweile. Aber wir sind ja zähe Radler, uns kann so schnell nichts erschüttern! Nach gefühlten Ewigkeiten des Stehens in proppenvollen Zügen, die uns wohl noch die letzten Muskeln trainieren sollten, kamen wir dann aber doch ganz wohlbehalten in Plattling an. Plattling, du hast uns wieder! Und wir waren wieder mal froh, nicht im Stau auf der Autobahn gestanden zu haben.
Auf der Heimfahrt, schon kurz vor der Ziellinie, gab es noch einen strategischen Zwischenstopp in Schwarzach beim "La Italia". Eine Pizza musste her! Eine wahnsinnig gute Pizza als Belohnung für all die Pedalumdrehungen und das Durchhaltevermögen. Kaum zu Hause angekommen, gab es dann nur noch ein Ziel: Die Pizza essen, Ab unter die Dusche, die Radklamotten in die Wäsche (bitte nicht fragen, wie die rochen!) und dann das wohlverdiente Weißbier zischen.
Ein Hoch auf die Pizza, ein noch höheres auf das Weißbier und ein allerhöchstes auf eine außergewöhnliche Radreise am Neckar! Es war eine Tour voller Lachen, Schweiß, atemberaubender Landschaften und unvergesslicher Begegnungen – nicht nur mit freundlichen Menschen, sondern auch mit Kopfsteinpflaster, steilen Anstiegen und einem Joghurt-Crêpes, der mir für immer in Erinnerung bleiben wird.
Danke, liebe Leser, dass Sie uns auf diesem Abenteuer begleitet haben! Wir hoffen, wir konnten Ihnen nicht nur ein paar Informationen, sondern auch ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Und wer weiß, vielleicht hat der Brückenaffe ja Recht, und wir kehren bald wieder zurück an den Neckar... oder zum nächsten Radweg! Die Planung läuft schon.
Gesamteindruck:
Jeder Tritt in die Pedale war ein Schritt in ein neues Erlebnis, jede Steigung eine Herausforderung, die mit atemberaubenden Ausblicken belohnt wurde. Wir haben gelernt, dass eine Radreise mehr ist als nur das Zurücklegen von Distanzen; sie ist eine Reise zu sich selbst, zu den eigenen Grenzen und zu den unzähligen Wundern, die unser Land zu bieten hat. Von den beschaulichen Anfängen des Neckars bis zu seiner breiteren, industrielleren Nutzung haben wir nicht nur Landschaften durchquert, sondern auch Geschichten entdeckt, die in jeder Pflasterritze und jedem Weinblatt stecken. Diese Reise war ein Beweis dafür, dass die größte Belohnung oft nicht im Ziel, sondern im Weg selbst liegt – und im kühlen Bier oder leckeren Wein, das oder der am Ende einer langen Etappe wartet.
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Dankeschön!
Wer mehr Details von dieser Reise wissen will, kann mir gerne mit dem
Betreff: "Radreise Neckar" eine e-mail an wgrill@web.de schreiben.
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